Der Do-it-yourself-Ansatz hat etwas einzigartig Befriedigendes an sich. Als Unternehmer bist du daran gewöhnt, ein Dutzend Hüte zu tragen - Verkauf, Marketing, Betrieb, Buchhaltung, Kundensupport. Warum also nicht auch noch den "Website-Manager" auf die Liste setzen? Mit der explosionsartigen Zunahme von benutzerfreundlichen Website-Baukästen und endlosen Online-Tutorials ist der Traum von einer eigenen Website für dein Unternehmen so einfach wie nie zuvor. Auf den ersten Blick versprechen DIY-Websites Schnelligkeit, Einsparungen und vollständige Kontrolle. Aber wie bei den meisten Dingen im Geschäftsleben ist die Realität viel komplizierter, als es das Marketing vorgibt.
In diesem Beitrag - dem ersten einer fünfteiligen Serie über die Fallstricke selbstverwalteter Websites - erkläre ich, warum die Do-it-yourself-Falle so verlockend ist, warum so viele Unternehmer/innen darauf hereinfallen und wie die Realität hinter deinen Erwartungen zurückbleiben kann. Außerdem zeige ich dir, wann und warum es klüger ist, sich Web-Beratung oder professionelle Webentwicklung Unterstützung zu erhalten, anstatt einen Alleingang zu wagen.
Der Reiz des Selbermachens: Warum so viele hier anfangen
Eines muss man den heutigen Webplattformen lassen: Sie haben den Zugang zum Internet demokratisiert. Kein Code erforderlich, keine hohen Agenturgebühren, nur eine einfache monatliche Zahlung und ein paar Klicks. Die Attraktivität für kleine Unternehmen ist unbestreitbar:
- Kosteneinsparungen:
Beim Selbermachen musst du keine Kosten für professionelles Design oder Entwicklung einplanen. Die Kosten erscheinen vorhersehbar und überschaubar, vor allem im Vergleich zu den "Mystery Quotes", die manche Agenturen anbieten. - Totale Kontrolle:
Willst du deine Öffnungszeiten aktualisieren, ein neues Produkt hinzufügen oder eine Ankündigung machen? Kein Warten, kein Hin und Her - du hast das Steuer in der Hand. - Geschwindigkeit:
Vorlagen und Drag-and-Drop-Editoren versprechen, dass du in einem Tag (oder weniger) "live" sein kannst. Du brauchst dieses Wochenende eine Website? Kein Problem - schau dir einfach ein paar Tutorials auf YouTube an. - Selbstständigkeit:
Unternehmer/innen sind Problemlöser/innen. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen sich gestärkt, wenn sie neue Fähigkeiten erlernen und etwas von Grund auf aufbauen. - Flexibilität:
Willst du eine neue Geschäftsidee testen, deine Dienstleistungen neu ausrichten oder deine Markenbotschaft optimieren? Das kannst du sofort und ohne jemanden zu fragen.
Es ist leicht zu verstehen, warum sich so viele Unternehmer/innen für diesen Weg entscheiden. Das ist auch verständlich - wenn du neu anfängst, hast du nicht immer das Budget oder die Zeit, um es "professionell" zu machen. Und wenn du nur eine Online-Visitenkarte oder ein schnelles Testprojekt brauchst, kann DIY genau das Richtige sein.
Wo der Traum zu zerbrechen beginnt
Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Start einer Website und dem Aufbau einer effektiven, nachhaltigen Online-Präsenz. Hier fangen die Risse meist an, sich zu zeigen:
1. Zeit ist Geld
Seien wir ehrlich: Die Erstellung einer anständigen Website - selbst mit einer Vorlage - dauert viel länger, als du erwartest. Selbst bei den einfachsten Website-Baukästen gibt es eine steile Lernkurve. Du wirst dich damit auseinandersetzen müssen:
- Die Schnittstelle des Builders verstehen
- Anpassung von Vorlagen an deine Marke (und die Umsetzung von "individuell" kostet oft extra)
- Bildformate, Optimierung und Größenbestimmung lernen
- Ringen mit Schrift- und Farbeinstellungen, die nie richtig aussehen
- Versuchen (und scheitern), deine Website auf Mobilgeräten gut aussehen zu lassen
Selbst wenn du einmal live bist, hört die Wartung nie auf. Updates, Änderungen, Fehlerbehebungen und "Kannst du nicht einfach..."-Anfragen von deinem Team oder deinen Partnern häufen sich. Plötzlich frisst dein "schneller DIY-Job" jede Woche Stunden.
Und wenn du deine eigene Zeit wertschätzt - und sei es auch nur in bescheidenem Maße -, ist die "Ersparnis" schnell wieder weg. Die Zeit, die du damit verbringst, dich mit Plugins herumzuschlagen oder winzige Layout-Probleme zu lösen, ist Zeit nicht für einkommensschaffende Maßnahmen ausgegeben.
2. Komplexität schleicht sich schnell ein
Vielleicht besteht deine erste Version aus einer einzigen Seite mit deiner Telefonnummer. Aber wenn dein Unternehmen wächst, wachsen auch deine digitalen Bedürfnisse:
- Hinzufügen eines Blogs oder Nachrichtenbereichs
- Integration eines Buchungssystems
- Eröffnung eines Online-Shops
- Hinzufügen mehrerer Sprachen
- Einbetten von Videos, Social Feeds oder Chatbots
- Verbinde deine Website mit deinem CRM oder E-Mail-Marketing-Tool
Jede neue Funktion vervielfacht die Komplexität. Die meisten DIY-Plattformen können technisch unterstützen, aber alles reibungslos zusammenarbeiten lassen? Das ist der Punkt, an dem die meisten Unternehmer/innen an ihre Grenzen stoßen.
3. Entscheidungsmüdigkeit und Überforderung
Beim Website-DIY geht es nicht nur ums Erstellen - du bist plötzlich verantwortlich für jede Entscheidung:
- Welchen Website-Builder solltest du verwenden? (Squarespace, Wix, WordPress, Shopify, Webflow...)
- Welche Vorlage passt zu deiner Marke?
- Welche Plugins sind sicher, gepflegt und kompatibel?
- Solltest du für Mobilgeräte optimieren, und wie?
- Wie sorgst du dafür, dass deine Website schnell, sicher und DSGVO-konform ist?
Wenn du nicht bereits ein Webprofi bist, führen diese Entscheidungen zu echter Entscheidungsmüdigkeit. Du wirst dich dabei ertappen, wie du zweifelst, googelst und herumprobierst, anstatt dich auf deine eigentlichen Geschäftsziele zu konzentrieren.
Die versteckten Kosten von "kostenlos" und "einfach"
Auf dem Papier sieht eine DIY-Website wie ein Schnäppchen aus. Aber die wahren Kosten liegen oft im Verborgenen:
1. Funktionseinschränkungen und Upsells
- Viele Website-Builder beschränken erweiterte Funktionen - SEO-Tools, Analysen, E-Commerce oder benutzerdefinierten Code - hinter Paywalls.
- Integrationen mit Tools von Drittanbietern kosten oft extra oder sind gar nicht verfügbar.
- Wenn dein Bedarf wächst, steigen die monatlichen Kosten, die manchmal mit den Kosten für einen professionellen Bau mithalten können.
2. Lücken bei Marke und Glaubwürdigkeit
- Do-it-yourself-Vorlagen sind oft generisch und lassen dein Unternehmen wie alle anderen aussehen.
- Auf deiner Website wird möglicherweise das Branding des Anbieters angezeigt ("Made with Wix", "Powered by Squarespace"), es sei denn, du bezahlst, um es zu entfernen.
- Mangel an Markenkonsistenz kann deine Glaubwürdigkeit bei Kunden oder Partnern untergraben, die eine professionelle digitale Präsenz erwarten.
3. Fehlender Support und Verantwortlichkeit
- Wenn etwas schief geht, musst du dich oft mit Online-Hilfedokumenten oder langsamen, allgemeinen Support-Tickets herumschlagen.
- Dringende Probleme (Website-Ausfälle, Sicherheitsverletzungen, Datenverluste) liegen in deiner Verantwortung.
- Du hast keinen engagierten Experten, der dein Unternehmen, deine Website oder deine einzigartigen Ziele kennt.
4. Herausforderungen in Bezug auf SEO, Leistung und Barrierefreiheit
- DIY-Plattformen optimieren selten für Core Web Vitals, die mobile Geschwindigkeit oder die Best Practices für Suchmaschinen.
- Zugänglichkeit und Einhaltung (ADA, WCAG, DSGVO) musst du selbst herausfinden und richtig umsetzen.
- "Was du siehst, ist das, was du bekommst" kann schnell zu "Was du bekommst, ist nicht genug" werden.
Echte DIY-Katastrophen
Lasst uns das mit ein paar Beispielen, die ich gesehen habe, auf den Boden der Tatsachen bringen (Details aus Datenschutzgründen geändert):
- Der Backup-Notfall:
Eine lokale Einzelhändlerin erstellt ihre eigene WordPress-Seite. Alles läuft gut - bis ein Update die Homepage zerstört. Sie kann ihr Backup nicht wiederherstellen (es gibt keins), und der Hosting-Support bietet nur eine einfache Fehlerbehebung an. Es folgen wochenlange Umsatzeinbußen und ein schlechter Ruf. - Der Branding-Klon:
Ein professioneller Dienstleister verwendet eine beliebte DIY-Vorlage. Die Website sieht gut aus - bis den Kunden auffällt, dass die Konkurrenten in derselben Stadt das gleiche Layout, die gleichen Farben und Schriftarten verwenden. Seine Glaubwürdigkeit leidet, und die Differenzierung schwindet. - Die SEO-Falle:
Ein ehrgeiziges Startup startet mit einem Drag-and-Drop-Builder. Leider blockieren die Standardeinstellungen des Builders die Suchmaschinen, was monatelang niemandem auffällt. Bis das Problem behoben ist, hat Google die Seite immer noch nicht indiziert und wertvolle Kunden sind verloren.
Wenn Selbermachen okay sein könnte
Trotz aller Warnungen gibt es Fälle, in denen DIY Sinn machen könnte:
- Du startest ein risikoarmes Nebenprojekt oder MVP (minimum viable product)
- Du hast umfangreiche Web-Erfahrung und kannst Probleme selbstständig beheben
- Dein Geschäft ist lokal, wird durch Mundpropaganda betrieben, und du brauchst nur eine digitale Visitenkarte
- Du bist am Experimentieren und hast Zeit für dich
Aber für 99% aller etablierten Unternehmen - vor allem für diejenigen, die wachsen, online Leads gewinnen oder Glaubwürdigkeit aufbauen wollen - stößt DIY schnell an seine Grenzen.
Die professionelle Alternative
Was ist also die klügere Option für KMU, die digitale Ergebnisse ohne versteckte Fallen erzielen wollen?
Webberatung
- Ein Berater hilft dir, den tatsächlichen Bedarf deines Unternehmens zu ermitteln - nicht mehr und nicht weniger
- Du bekommst einen Fahrplan, klare Prioritäten und kosteneffiziente Strategien, die auf realen Zielen basieren (keine Modeerscheinungen)
- Regelmäßige Überprüfungen, Audits und Unterstützung helfen dir, Probleme zu vermeiden bevor sie passieren.
Webentwicklung
- Ein professioneller Aufbau stellt sicher, dass deine Website schnell, sicher, mobilfreundlich und auf dein Publikum zugeschnitten ist.
- Technischer Support bedeutet, dass du einen zuverlässigen Partner hast, wenn etwas kaputt geht oder aktualisiert werden muss.
- Deine Marke hebt sich ab, nicht nur im Design, sondern auch in der Leistung und im Nutzererlebnis
Fazit: Nicht in die DIY-Falle tappen
Deine eigene Website zu verwalten, hört sich gut an - bis es nicht so ist. Für die meisten Unternehmer/innen überwiegen die Zeit, die Energie und das Risiko, die mit dem Selbermachen verbunden sind, die anfänglichen Einsparungen. Wenn du eine Website haben willst, die dein Unternehmen unterstützt, deinen Ruf schützt und tatsächlich zu Ergebnissen führt, ist professionelle Unterstützung nicht nur ein Luxus, sondern eine notwendige Investition in deine Zukunft.
Bist du bereit, aus der DIY-Falle rauszukommen? Beginne mit einer Webberatungs-Sitzung oder vereinbare einen Webentwicklungs-Check. Im nächsten Teil dieser Seriewerde ich mich mit den spezifischen technischen Problemen befassen, die die meisten DIY-Fans übersehen – und wie man sie dauerhaft vermeiden kann.
Möchtest du über deine aktuelle Website sprechen und darüber, ob DIY für dich noch funktioniert? Lass uns reden.